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Weitläufiges, im unteren Teil wenig besuchtes Seitental des Valle di Blenio,
das zur Gemeinde Biasca gehört. Die meisten Besucher passieren das Tal auf
dem Weg zur Capanna Cava: von Landarenca über den Passo Giümela, von
der Capanna Brogoldone über den Passo del Mauro und von Biasca über
die Forcarella di Lago oder den Höhenweg über die Monti di Lesgiüna
und Svall. Sonst sind fast nur Einheimische im Tal unterwegs, das in den Sommermonaten
recht belebt ist, den Rest des Jahres leben aber gerade noch vier Personen im
Tal.
Unterwegs in der Val Pontirone und den Monti
di Biasca
(von
Moritz
Vögeli;
PDF,
18.4
MB)
Touristisch
ist das Tal trotz der leichten Zugänglichkeit nur wenig
erschlossen: einzige Unterkunft von Bedeutung ist die Capanna
Cava, was zu
bedauern ist: Das Dorf Pontirone wäre ein idealer Ausgangspunkt für
kurze, aber anspruchsvolle Touren. Es gibt Pläne, das alte Schulhaus
bei der Kirche als eine einfache Unterkunft herzurichten, ebenso einen Stall
auf der Alpe
di Giümela, zumindest letzteres Projekt ist kurz vor der Fertigstellung. Einen
Laden gibt es nicht, aber zwei Grotti in Pontirone. Zum Teil stammen die
folgenden Informationen von Moritz Vögeli.
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Kirche Pontirone, 16.September 2010 |
Wer von Biasca in Richtung Lukmanier fährt, passiert den Eingang des
Val Pontirone meist ohne dies zu bemerken; ein Halt am Parkplatz vor der
Brücke und ein Blick in die nur wenige Meter einsehbare Schlucht lohnt
sich aber. Über die alte Steinbrücke führt die alte Strasse
nach Sant'Anna, die Eisenbrücke flussabwärts gegen den Brenno ist
ein Relikt der Anfang Siebzigerjahre aufgegebenen Bahnlinie Biasca - Acquarossa. Eine
Fahrstrasse führt durch das ganze Tal, von Malvaglia über
Sant'Anna (Pontironetto) und Pontirone (San Giovanni oder La Val) bis zur
Alpe di Cava. Von Malvaglia bis Sant'Anna ist die Strasse
gut unterhalten und das ganze Jahr befahrbar. Am Dorfausgang befindet sich
eine Barriere, die im Winter oder auch nach starken Regenfällen geschlossen
ist; die Einheimischen steigen hier im Winter vom Auto auf ihr Snowmobil
um. Vom öffentlichen Verkehr ist das Val Pontirone nicht erschlossen;
nächste Bushaltestelle ist Brugaio südlich von Malvaglia, wo stündlich
Busse in beiden Richtungen verkehren. In Biasca gibt es ein Taxiunternehmen,
Taxi Riviera.
Wichtig
für die Erschliessung des Tals war vor dem Bau der Strassen
die Materialseilbahn von der Station der Eisenbahnlinie Biasca - Acquarossa
an der Lesgiüna über Pontirone nach Biborgh. Die Mittelstation
oberhalb der ersten Häuser von Pontirone lohnt einen kurzen Abstecher.
Eine ältere Transportseilbahn führte von Pontirone zum Ghiacciaio
di Basso, wo vor dem Ersten Weltkrieg Eis abgebaut und bis nach Norditalien
exportiert wurde. Ein weiterer Zeuge für den Unternehmungsgeist der
Pontironesi ist das Trassee der "Soenda" auf der Südseite
des Tals, auf dem im Winter in einem Eiskanal das Holz aus dem oberen Tal
bis hinunter
zum Ticino geführt wurde; das Teilstück ("Via di Fracc")
von der Brücke unterhalb von Ponirone bis In Piena (P. 727) ist heute
noch begehbar (T4+). Gut sichtbar
ist das heute isolierte Teilstück
gegenüber vom Grotto "Al Morign" in Pontirone.
Führt
der Talbach, die Lesgiüna, mehr als nur wenig Wasser, so
ist er kaum gefahrlos zu überwinden: Brücken gibt es nur drei:
unterhalb und oberhalb vom Dorf Pontirone und unterhalb von Biborgh auf der
Fahrstrasse zur Alpe di Cava. Der Steg beim Grotto "Al Morign" in
Pontirone ist nach dem Unwetter vom Oktober 2005 nicht wiederaufgebaut worden.
Wer nach starken Regenfällen das Tal via Svall und die Monti di Lesgiüna
verlässt, hat kurz vor Biasca noch eine Furt auf der Fahrstrasse nach
Sasso Carnone zu überwinden.
In den Jahrbüchern
des SAC von 1922/23 findet sich eine Monografie von Gotthard End, die
wie das Buch "Biasca
e Pontirone" ausführlich auf das Val Pontirone eingehen. Ferner sei auf
das Buch "Va sentiero" von Plinio Martini hingewiesen,
welches sich unter anderem mit dem Eisabbau am Ghiacciaio
di Basso beschäftigt.
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Cugnasco (vom Büsgian d'Albèa), 20.Juli 2012 |
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Von der Talstrasse zweigt in Pontironetto
oder Sant'Anna ein guter Pfad nach links ab. Er führt nach Solgone, wo
er sich mit dem ebenfalls guten Pfad via Rovrign von P.826 an der Talstrasse
vereinigt. Man kann auch
von Pontirone Dorf über die Ruine von Rotonda auf 1220m auf
einem weitgehend verfallenen Weg hier heraufsteigen: Man findet den Beginn
des Pfades oberhalb der Kirche von Pontirone, traversiert durch die Zone
Pros und
dringt auf einem Band in das von Rotonda herabkommende Tobel ein, das bald
wieder nach links verlassen wird um durch Erlengestrüpp zur Ruine zu
gelangen (T4,
mühsam).
Ferner
führt
von
Prastinéi über Ranch ein weiterer Pfad nach Solgone, der oberhalb Ranch in
schlechter Qualität, aber mit vielen blauen Zeichen markiert ist; man
hüte sich,
die Route
zu verlieren, das Gelände ist zerklüftet.
In
Solgone
zweigt
die sehr kühne Weganlage ab, die über die Ruinen von Eir nach
Cugnasco hinüberreicht, sie war früher lokal unter der Bezeichnung "ol
Pontid"
bekannt.
Um
sie
zu
begehen,
steigt
man
zunächst
zu
den
Ruinen
bei P.1573, die in die Tiefe zu stürzen drohen. Am Fuss eines Felsbandes
absteigend,
gelangt man zum alten Wegtrassee, das einst direkt von Solgone herüberleitete,
aber in die Tiefe gestürzt ist. Man erreicht den Grund des Tobels, das
von P.1892
herabkommt auf ca 1530m.
Man folgt dem Tobelgrund wenige Meter aufwärts, um entlang umfangreicher
Kunstbauten, alten Drahtseilen und Eisenstangen das Tobel zu verlassen. Die
Passage ist ausgesetzt
und heikel,
die Verankerungen der Drahtseile sind stets einer neuerlichen Prüfung
zu unterziehen.
Im Anschluss gelangt man auf ein nicht immer ausgeprägtes Wegtrassee,
das nach
etwas Abstieg die Rippe von Rotonda erreicht. Der Eintritt in das nachfolgende
Tobel ist erneut heikel, und nur auf dem alten Wegtrassee problemfrei möglich.
Im Tobel wird etwa 30m abgestiegen, bevor man auf unterbrochener Wegspur
zur Querung nach Eir ansetzt. Diesen Abschnitt der Route in umgekehrter Richtung
zu finden, dürfte sehr anspruchsvoll sein. Von der aussichtsreichen
Ruine von
Eir gelangt man auf völlig überwachsenem Wegtrassee in den Grund
des Tobels, das sich nach Pontirone Paese hinabzieht. Hier scheint zunächst
kein
Weiterkommen
möglich.
Doch findet man in der gegenüberliegenden Felswand eine steile und
ausgesetzte
Rampe. Man klettert die Rampe hinauf (II)
und trifft auf Reste von Kunstbauten. (Etwas tiefer in der Felswand befinden
sich die Reste einer gemauerten Rampe, des einstigen Alternativzuganges
für das Vieh.) Es
folgt eine zweite Rampe, auch sie wird erstiegen. Am Ende trifft man auf
einen
Pfad, der zu einem Felsspalt leitet. Der Spalt wird durchstiegen, was
wegen Fallholz mühsam ist. Jenseits des Spalts folgt man nun einem
guten Pfad bis zu P.1472 in Cugnasco. (Solgone - Cugnasco, 3:00, T6-)
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Torrone-Massiv von Sgioranch, 22.Oktober 2010 |
Der Hauptpfad setzt sich in Solgone in mehrheitlich guter Qualität auf die
Terrasse von Cólman (P.1892) fort. Hierher gelangt man auch auf
allmählich überwachsendem Pfad von Muncréch aus: Oberhalb von Muncréch,
auf ca 1270m, steht eine interessante Ruine. Etwas höher findet sich eine
kleine
Pultdachhütte, hier beginnt der anfangs gute nach links wegziehende Weg.
An einem
Birkenwäldchen auf ca 1360m angleangt, macht man zunächst eine Rechtskehre,
hält dann aber bald wieder gerade hinauf, um auf die Fortsetzung des von
hohem Gras bedrängten Wegtrassees zu treffen. Der Pizzo Muncréch lässt sich von
Cólman durch Alpenrosenfelder hindurch besteigen. Auf halber Höhe dieses
Aufstieges gibt es einen Weg, der über Schisgèi nach Nedi
führt, Details unten.
Zurück zur Talstrasse: Von Pontirone Dorf gab es einst einen Pfad, der
direkt nach Cugnasco führte. Er ist sehr schwierig aufspüren: Man geht
dazu zunächst zum Sprügh auf ca 960m Höhe östlich des von
Eir herabkommenden Baches.
Es gibt einen Pfad hierher, der seinen Ausgang unterhalb des Stollenportals
der Kraftwerke an der Strasse nach Fontana hat (Kehre 2, Stampa, oberhalb P.896).
Vom Sprügh
führt ein Weg mit einigen Kunstbauten in das Tobel hinein. Man gewinnt
entlang der Felswand, die Cugnasco trägt, an Höhe. Auf ca 1150m setzt
man - entlang von verfallenen Kunstbauten - eine annähernd waagrechte
Traverse gegen Raiada an,
und erreicht schliesslich nach Passage einiger obligatorischer Durchschlüpfe
den Rücken von Cugnasco, über den man die Route auf Wegresten vollendet.
Zeitweise war es gebräuchlich von Pontirone Dorf über die Zone Pros
ins Tobel auf 1150m zu steigen, vgl. alte LK. Zwar findet man auch dort vereinzelte
Reste von Kunstbauten,
doch ist diese Route mühsamer und zeitaufwändiger, so dass man heute
besser
über die
zuerst genannte Route direkt durch das Tobel ansteigt. Der gewöhnliche
Aufstieg nach Cugnasco führt heutzutage vom
Riale
della
Stampa
auf
akzeptablem
Pfad wie auf der aktuellen LK verzeichnet (Wegbeginn durch Hochwasser und Murgänge
regelmässig stark beschädigt oder verschwunden). (Pontirone - direkt-
Cugnasco, 2:00, T5-) (Riale della Stampa
- Cugnasco, 1:30, T4-)
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Piz di Strega, 22.Oktober 2010 |
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Rund 50m oberhalb Nedi zweigt ein Pfad nach Nordwesten ab, dessen Anfang ebenfalls
rot markiert wurde (vermutlich irrtümlich). Er wird bald undeutlich, doch
existieren noch viele Trasseereste, die auf ca 1920m in das Tobel hineintraversieren,
welches nach Pontirone Dorf abfällt. Im Tobel angekommen ist keine Wegfortsetzung
mehr zu sehen, doch findet man im gegenüberliegenden Wald bald Wegreste, die
auf den Rücken von Schisgèi auf 1960m Höhen leiten. Hier beginnt eine
bequeme Traverse über breite Bänder bis in die nach P.1676 abfallende Rinne.
Durch die Rinne 60m aufsteigend (Wegreste) erreicht man die Fortsetzung der
Traverse und in Kürze den Westgrat des Pizzo Muncréch auf ca 2050m. (Cugnasco
- Nedi - Schisgèi - Westgrat Pizzo Muncréch, 2:30, T4)
Oberhalb der Hütten von Cugnasco, bei
P.1472, münden die oben beschriebenen Reste des "ol Puntid" von Solgone ein.
Auf einer
Treppenanlage, die linkerhand ansetzt, gewinnt man über den Sporn rasch an Höhe.
Bei ca 1640m zweigt ein alter Pfad über Scepinella nach Mazzorino ab: Auf
einer Wegspur gelangt man in den Tobelgrund des Riale della Stampa. Im Tobel
wird etwa 60m abgestiegen,
bis unter den Wasserfall, der aus Richtung P.2136 herabkommt. Hier wird der Riale
überquert, jenseits steigt man über eine breite Grasrampe mit der alten
Weganlage steil an. Bald wird die Rampe verlassen, und das Wegtrasee traversiert
sehr exponiert
über hohem Abgrund in das nachfolgende Tobel. Bei einem Block mit alter
roter Markierung steigt man in eine grasige Rinne hinein, der man bis zu einem
Sattel
ca 100m höher folgt. Von hier traversiert man noch kurz weiter bis zu einem
Vorsprung und steht vor der ausgedehnten Schutthalde von Scepinella. Man steigt
eher mühsam
über die Halde ab und erreicht im Grund des nächsten Tobels den Beginn
des vorzüglichen
Pfades, der nach Mazzorino hinüberleitet (T5+).
Oberhalb der eingangs bezeichneten Verzweigung ob Cugnasco, erreicht man
die
Ruinen
von
Nedi.
Im
weiteren
Wegverlauf
bis
auf
die
Forcula
di Biasagn (P.2282), die einen
nicht leichten Übergang ins Val Malvaglia erlaubt,
findet man noch einzelne Reste von Kunstbauten vor. Die
Schlüsselstelle, wo der alte Pfad noch
gut
sichtbar ist, ist recht ausgesetzt. Von Cugnasco über Nedi bis zum Beginn
der
offenen Flächen auf ca 2050m ist die Route neuerdings inoffiziell rot
markiert. (Cugnasco - Nedi - Alpe di Biasagn, 3:30, T5)
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Bòrsgen, 14.September 2010 |
In Sciresa angekommen, braucht man nicht der Asphaltstrasse weiter zu
folgen, sondern geht durch das Dorf bis zu den obersten Gebäuden, wo man den
Beginn der alten
Mulattiera findet, die einmal die Strasse kreuzend und eine nicht verzeichnete
Kapelle passierend zu den Gebäuden bei der Strassenkehre ca 1120m unterhalb Cavrèi
führt. Hier und in Fararign existieren jeweils Abzweigungen nach Cascina
Negra, wo die Pfade heutzutage enden. Auch wenn noch in der aktuellen Landeskarte
verezichnet iist die einstige Fortsetzung über Tev nach Cugnasco
in erbärmlichen Zustand und nur für Experten geeignet. Den Pfadbeginn findet
man am Heliport in Cascina Negra, für den genauen Verlauf studiere man die Landeskarte.
(Cavrèi - Cascina Negra - Tev - Cugnasco, 2:00, T5)
In der Kehre ca 1180m oberhalb Cavrèi setzt sich das Trassee der einstigen
Mulattiera fort: Wenngleich es noch vorhanden ist, ist es in diesem Abschnitt
allerdings
weitgehend überwuchert und mühsam zu begehen. Man passiert dabei
die in der LK
verzeichnete, heute im Gestrüpp liegende Kapelle, die bemerkenswerterweise
1996
nochmals renoviert wurde, und erreicht die Fahrstrasse an ihrem höchsten
Punkt. In Fontana
zweigen zwei Varianten nach Mazzorino ab. Dort kann man entweder auf
eher gutem Pfad durch den Bosco della Canva zum Rifugio
Biasagn und weiter auf
Pfadresten in die Forcula di Biasagn (P.2282) oder zum Übergang P.2328
steigen. Oder auf akzeptablem Pfad mit sporadischen verblassten
Markierungen über Stabbiello zu den Ruinen von Bòrsgen bei P.2047 gehen.
Die Markierungen setzten sich entlang der einstigen Weganlage zum
etwas mühsamen Übergang der Bocchetta di Bòrsgen fort, wo man ins Val Combra gelangt, Details dazu hier.
Stabiello ist auf gutem
Pfad auch mit dem Bosco della Canva verbunden, sowie mittels einer teilweise
verfallenen Weganlage mit dem Rifugio
Biasagn. Auch Biasagn und Bòrsgen waren einst direkt miteinander
verbunden, der Pfad traversierte nahezu konstant auf der Höhenkurve
2000. Im westlichen Abschnitt sind noch einige Wegreste erhalten, im östlichen
Teil ist alles verfallen,
das Gelände jedoch unschwierig.
In Tücetvài und in Mazzorino zweigen jeweils Pfade in mehrheitlich guter
Qualität
ab, sich später vereinigen, und auf die Alpe d'Ardèd führen. Von hier
führt eine nicht sehr deutliche Wegspur, die aber geputzt und markiert
ist, auf die Terrasse von Bòrsgen hinauf. Der Hauptweg setzt sich in wilder
Umgebung und bescheidener Qualität zu den Ruinen von Cerign (P.2073) fort.
Von Cerign gelangt man ohne besondere
Probleme auf den Resten eines Weges zum Pass Giümela hinüber. (Alpe d'Ardèd
- Cerign - Pass Giümela, 1:30, T4+)
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Situation Sentiero Cerign - Bòrsgen, 22.Oktober 2010 |
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Cerign und Bòrsgen waren einst durch einen heute noch teilweise erhaltenen
ausserordentlich wilden Pfad miteinander verbunden.
Ohne Ortskenntnis empfiehlt es sich in Cerign zu starten, und nicht umgekehrt.
Man studiere von Cerign die Situation: Vor der in P.2398 kulminierenden
Rippe befindet sich eine tiefe Schlucht, davor eine schmälere, mit einigen
Tannen bestandene Rippe. Vor dieser Rippe sind unterbrochene Plattenzonen.
Unmittelbar über einer dieser Plattenzonen lässt sich ein Wegtrassee
ausmachen. Ziel ist es, dieses Wegfragment zu erreichen, wozu man am besten
auf etwa
2100m traversiert und beim Auftauchen von Schwierigkeiten gegen die Wände
des Piz di Strega aufsteigend ausweicht. Hat man das Wegfragment erreicht,
folgt man ihm, überquert die erste Rippe und steigt über eine Wiese
ab. Wegspuren leiten versteckt zwischen zwei Tannen hindurch auf ein aussergewöhnliches
Weglein, welches eine senkrechte Graswand absteigend durchquert und in einer
Rinne
endet. Durch die Rinne absteigend (II-), erreicht man den Grund der
grossen Schlucht. Gleich jenseits findet man die Wegfortsetzung, die über
ein schmales Band, das anfangs etwas ausgesetzt ist, auf die zweite Rippe
(jene mit
P.2398) führt. Über die teilweise mit Tannen bestandene Wiese jenseits
der Rippe traversiert man aufwärts, trifft wieder auf ein Trassee, das
nun unmittelbar unter die senkrechten Wände des Strega führt. Auf
bemerkenswertem Band promeniert man nun unmittelbar am Fuss der Felswand
entlang (exponiert, aber gut begehbar)
und erreicht bald eine nach Bòrsgen Ost (725400/138600) abfallende
steinübersäte
Wiese, wo man auf den von Ardèd heraufkommenden Pfad trifft. (Cerign
- Bòrsgen,
1:00, T5+) Durch
Einbeziehung dieser Verbindung ist es möglich in 2:30 vom Pass Giümela
ins
Rifugio Biasagn zu
gelangen.
An der Talstrasse zweigt unterhalb Biborgh der markierte Wanderweg über die
Alpe di Lesgiüna zum Pass Giümela ab, wobei man in Prato Dentro die Bergstation
der alten Seilbahn passiert. Der Pass Giümela bildet
- wie die Bocchetta di Vedrign - einen günstigen Übergang ins Val Calanca. Auf der Alpe
di Giümela besteht
eine Abzweigung zur Alpe Pradaccio hinüber. Man wähle den unteren der
beiden auf der Landeskarte eingezeichneten Pfade, der obere ist
verbuscht. Von Pradaccio steigt man weglos in die Senda del Bò, die den
Übergang nach Fontana Amara zulässt und mit einer Stange markiert ist.
Jenseits geht es steil über ein ausgesetztes, mit alten Markierungen
versehenes Band hinab. Auf ihm finden sich Spuren einer Weganlage. Man
erreicht so die Weiden von Büiòn, von wo man weglos zum Gebäude P.2007
absteigen kann, wo sich ein Pfad über Partigherèsc zur Alpe di Sceng
findet. Eine andere Pfadspur führt über Fontana Amara zur Alpe di Sceng
di sopra. Möchte man jedoch zur Capanna
Cava, so ist es ratsamer von Büiòn nach Ganna del Torent zu queren,
um auf einer Wegspur nach P.1874 zu gelangen und von dort mit Hilfe
eines Drahtseils (Pass Cava) nach Prasorc zu kommen.
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Station Biborgh (in Prato di Dentro) |
Oberhalb der Capanna Cava befinden sich die Übergänge des Passo del
Mauro und der Forcarella di Lago, die die Übergänge ins Valle d'Osogna und ins
Valle Santa Petronilla erlauben. Beide
Pässe sind mit einem guten Pfad versehen und markiert.
Die Südseite des Val Pontirone ist allgemein weniger wild. Die
Landeskarte gibt die vorhandenen Pfade gut wieder. Darüberhinaus
existieren noch folgende Pfade:
Von Sciresa nach Bòva führte einst die Strada delle Vacche nach Sceng
und Cava, auch als Sentéi dro Ripár bekannt. Sie ist zwischen
Sciresa und Sgrüssa (LK: Sgru) weggerutscht und völlig
verschwunden. Auch die Brücke über die Lesgiüna existiert
schon lange nicht mehr. Südseits der Lesgiüna hingegen
ist sie in einwandfreiem Zustand erhalten. Daher gilt es zunächst von
Sciresa oder Cavrèi aus, den einstigen Standort der Brücke über
die Lesgiüna auf ca 1060m
zu
erreichen, was nicht ganz einfach ist: Die in der aktuellen LK noch eingezeichnete
Werkstrasse von P.1039 zur Wasserfassung ist zerstört und weggebrochen.
Besser geht man von Sciresa entlang der Lesgiüna oder müht sich
von Cavrèi durch die
Rutschhänge. Im Flussbett der Lesgiüna lässt man die Wasserfassung
(mit diversen Leitern) hinter sich und bemerkt auf einer Höhe von ca
1060m eine weitere, neue Leiter, welche auf den Beginn des breiten und gut
erhaltenen
Trassees hilft,
das in interessanten Windungen zum Stummel der Forststrasse, ca 1300m, unterhalb
Bòva führt. (Sciresa -
Bòva,
1:30, T4)
Von Bòva und alternativ
von der Kehre ca 1410m oberhalb Bòva führen gute Pfade über
Bovèta d'Dint (P.1492) nach
Bovèta d'Fo (P.1475). Hierher gelangt man auch auf einem weitgehend
unbekannten Pfad von Stampa (P.896) aus: Dazu folgt man dem Flussbett
der Lesgiüna bis zur Koordinate 723 und schwenkt dort südlich auf
den gut erhaltenen Pfad
ein, der zunächst zur Wasserfassung am Riale di Bovèta (ca 1040m)
und schliesslich über die Ruine von Tècc di Fòpp (P.1255)
die Rippe entlang der Koordinate 722370 erklimmt. (Im Abstieg ist die korrekte
Rippe mit dem
Wegbeginn ohne Ortskenntnis schwierig zu finden.) Von Bovèta d'Fo
kann man weglos, aber
gänzlich
problemfrei in die Alpe d'Albèa
weitergehen. (Stampa - Tècc di Fòpp - Bovèta d'Fo
- Albèa,
3:00, T3)
Beim zuvor genannten Pfad befindet sich auf der Höhe
von 1110m die noch schwach erkennbare Abzweigung (übermooste Steintreppe)
des
alten direkten Pfades entlang des Ri d'Bovèta zur Bovèta d'Dint
(P.1492). Dieser Pfad war in der Erstausgabe der SLK50 verzeichnet.
Heute ist er - trotz diversen erhaltenen Kunstbauten und vielen Drahtseilen
- insbesondere auf der Höhe des grossen Wasserfalls, der von Cavrèi
gut sichtbar
ist, schwierig zu begehen und aufzufinden. Von einer Begehung wird abgeraten!
Wer dennoch hier hindurchmöchte, bemühe die alte SLK50. (Stampa – Bovèta
d'Dint - Albèa, 3:00,T6)
Die Alpen Albèa und Cava sind neben der Forcarella di Cava auch durch den
Büsgian d'Albèa, einen Durchschlupf durch die von der Forcarella di Cava
nach Vallaccia streichende Felswand, verbunden. Der Durchgang ist etwas nördlich
der Koordinate 136 zu suchen und von Albèa aus gut sichtbar: Über ein mit
Haseln bestandenes waagrechtes Band erreicht man einen Kamin, der in der
Gegend der Ruine P.2011 in Cava mündet. Über das Band sind zwei verschiedene
Routen ausgeastet: Einerseits auf dem alten Wegtrassee, etwas von unten kommend.
Andererseits direkt unterhalb der begrenzenden Felswand (etwas schwieriger,
T5+). (Albèa - Büsgian - Cava, 0:45, T5)
- Schliesslich wurde der Pfad Alpe di Sceng - Vallaccia - Alpe d'Albèa
- Pessètt im Herbst 2010 offiziell markiert.
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Sgiopa vom Sentéi dra Sponda, 21.Juli 2012 |
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Vom Kraftwerksplatz unterhalb P.922, der seit dem Unwetter vom August 2006
nur noch über die Brücke von Stampa (P.896) erreichbar ist, überquert
ein guter Weg den Riale degli Ari und führt bei einem inoffiziellen Wegweiser
in den Wald hinein. Entlang sporadischer Markierungen führt er über Ra Camana
(ca 1000m), I Cánvi (ca 1360m) und Ol Pozzóu (ca 1470m) auf
die seit 2010 aufgegebene Ziegenalp In di Ari. Seither wird der Weg nicht
mehr unterhalten, befindet sich aber momentan noch in gutem Zustand.
Dieser Weg setzt sich am oberen Ende der Wiese von In di Ari nach Airòld
fort. Eine
eher selten begangene Variante führt in bescheidener Qualität, aber entlang
aufgegebener offizieller Markierungen, nach Sgiopa. - Bei der Höhenkurve
1420m des Alpweges zweigt eine noch schwach erkennbares Trassee über den
Riale degli Ari ab. Jenseits findet man eine Spur, die zunächst auf dem Rücken
neben dem Riale
noch etwas ansteigt und dann in die Wand hineintraversiert. Am Ende der Traverse
führen gute Spuren steil bergauf zu einem felsigen Durchschlupf mit einem
Eisenhaken (Rest eines Steges). Weiter steil bergan auf guter Wegspur erreicht
man Treppenreste und Schnittspuren. Sie führen in die Rinne unmittelbar westlich
des auffallenden Turmes in der Wand. (Auf der anderen Seite des
Turms liegt das vom Stall P.1766 herabkommende Haupttobel.) In der Rinne
verlieren sich zunächst die Begehungsspuren. Beim Sattel hinter dem
Turm wird etwas einfacheres Gelände erreicht, über das man gerade hinauf
steigt. Dort, wo man von der Erlenvegation gegen ein Felsband gedrängt wird,
findet man wieder viele Schnittspuren. Nach Überwindung einer kleinen Steilstufe
traversieren sie nun auf einem abschüssigen Band gegen die Kante über
dem Riale degli Ari, wo keine Wegfortsetzung sichtbar ist. Man geht wenige
Meter
zurück und überwindet anhand einer Spur die darüberliegende Felsstufe mit
einigen Kletterschritten (II). Zunächst auf Spuren steil über den Sporn aufwärts,
dann links haltend in eine Rinne hinein und nach wenigen Metern wieder links
aus
ihr heraus. Mit
10
Metern
Abstieg um eine Felsnase herum gelangt man in ein Couloir
mit Treppenrest, der zu einer Wegspur führt, die über die letzte Steilstufe
hinaufhilft.
Durch Alpenrosen erreicht man den Ausstieg aus der Route bei der Höhenkurve
1800m, exakt zwischen den P.1766 und 1823. Im Abstieg kaum auffindbar. (Stampa
- I Cánvi - Albèa, 3:00, T5)
Nur im oberen Teil orografisch rechts des Riale
degli Ari verlief der einstige Sentéi dra Sponda, die kürzeste
Verbindung zwischen der Alpe d'Albèa und dem Dorf Pontirone, über
den in früherer Zeit die Butter ins Tal gebracht wurde. Heutzutage
geht man - wenn überhaupt - eher gänzlich orografisch rechts des Riale
degli Ari,
nämlich
durch die Zonen I Scéscri und Prò Sasciói auf dem Sentéi
di Boratt. Obwohl nicht einfach zu begehen, sind viele Reste des Weges noch
sichtbar.
Wer ihn
begehen möchte, studiere zuvor die Situation vom Grotto Al Morign in
Pontirone: Unmittelbar
östlich des Riale degli Ari befindet sich eine steile bewaldete Rippe,
östlich schliesst ein langes Couloir an. Nur im untersten Teil existiert
noch weiter östlich, auf einer Höhendifferenz
von lediglich 60m, ein steiles Parallelcouloir, auf der LK knapp erkennbar.
In diesem Couloir beginnt der Sentéi dra Sponda. Man begibt sich also
von Stampa (P.896) zur Mündung des genannten Parallelcouloirs und findet
rechterhand ein Wegtrassee mit Schnittspuren vor. Die Schnittspuren führen
bald sehr steil gerade den
Hang hinauf, erreichen die Rippe zwischen Parallel- und Hauptcouloir und
enden vor einem brüchigen, ausgesetzten Felsaufschwung von 4 Metern
Höhe. Man kann nun entweder den Aufschwung vorsichtig erklettern (III),
oder aber die Passage im Parallelcouloir umgehen, was dem alten Wegverlauf
entsprach. Dazu muss zuerst 15m zurückgestiegen werden. Zwischen Felsstufen
mit viel losem Material und krautiger Vegetation traversiert man ins Parallelcouloir
hinein und steigt in ihm recht heikel und steinschlägig rund 25m auf,
bis eine bequeme Rampe die Rückkehr auf die Rippe erlaubt. Man verfolgt
die Rippe (viele Schnittspuren) bis zum Ursprung des Parallelcouloir und
traversiert unter einer grossen Tanne ziemlich ausgesetzt zum Beginn eines
Bandes in senkrechter Felswand. Über das Band erreicht man den Grund
des Hauptcouloirs, das bereits nach wenigen Metern in den gutmütigen
Wald westlich davon verlassen wird. Hier, ca 1060m, enden die Schnittspuren.
Durch den
dreiecksförmigen Wald aufsteigend erreicht man weniger steiles Gelände.
Bevor man in einen dichten, jungen Tannenbestand eintritt, traversiert man
auf einer Spur waagrecht in ein nun zum Riale degli Ari abfallendes anderes
(drittes) Couloir. Man verlässt es bald wieder nach rechts und erreicht
erneut einen dreiecksförmigen Wald zwischen zwei Couloirs. Am oberen
Ende befindet sich
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Alpe d'Albèa, 11.September 2010 |
ein kurzes schiefriges Grätchen zwischen den Couloirs. Nach dessen Überwindung
leitet ein bequemes und breites Band nach rechts in ein viertes
Couloir mit zwei Ästen. Im ersten Ast angelangt endet das Band. Durch
eine Mulde mit rutschigem Schiefer steigt man etwas heikel zu einem breiten
Sattel auf um danach ohne weitere Schwierigkeiten den Hauptast des vierten
Couloirs
zu erreichen. Wenig absteigend wird um eine Felsnase herum traversiert. Danach
erreicht man einen Treppenrest, der über eine kleine Stufe hilft und
erreicht in Kürze eine Ruine, ca 1200m. Im darüber liegenden Wald
hält man leicht
nach rechts, erreicht einen deutlichen Zick-Zack-Weg, der nach Überwindung
einer Felsstufe nach links hält, um Rücken und Wald mit dem Schriftzug "Prò" des
Flurnamens Prò Sasciói der LK zu erreichen. Über den Rücken
gewinnt man einfach und bequem an Höhe. Vereinzelten Felspassagen weicht
man östlich aus, dabei trifft man sporadisch auf alte Schnittspuren.
Schliesslich gelangt man auf ca 1560m an eine etwas hartnäckigere Felsstufe.
Sie kann ausgesetzt auf einem Tierpfad südwestlich umgangen werden.
Bei der Höhenkurve
1620m beginnt sich der Hang gratartig aufzusteilen. Man ignoriert die davor
nach Südwesten abzweigende Spur und klettert den einfachen, gut gestuften
Grat direkt hinauf (I). Bald findet sich gar ein guter Weg zwischen den
Felsen, der auf 1650m in die Flanke abzuschwenken beginnt. In der Flanke
wird er undeutlich und verliert sich in diversen Tierspuren. Schliesslich
erreicht man in einem Bogen, die eine oder andere einfache Kletterstelle
(I) überwindend, den Ausstieg des Sentéi dra Sponda auf dem Poncione
Basso, ca 1730m oder knapp südlich davon. (Stampa - Sentéi di Boratt
- Sentéi
dra Sponda - Albèa,
3:00, T6-)
Von Pontirone Dorf führt ein guter, gepflegter Pfad durch eine Rutschzone
über Piano nach Negrina und Bàita. Genau südlich des westlichsten
Gebäudes
in Negrina findet man noch den guten Wegbeginn des alten Pfades nach Svall
(und Airòld). Er wird rasch schlechter und verliert sich bald komplett.
Durch den Bosco di Negrina aufsteigend erreicht man den ehemaligen P.1419
auf der
Rippe, hinter welchem sich das grosse, zur Lesgiüna abfallende Tobel
befindet. Hier zweigte einst der Pfad über Premestì nach Airòld
ab, er sollte keine Schwierigkeiten bieten. Um nach Svall zu gelangen traversiert
man auf einem Felsband mit
Wegresten etwa 20 Meter in die senkrechten Wände des Tobels. Man geht
eine Kehre und erreicht den Beginn des ersten Drahtseils, das rund 15m senkrecht
nach unten führt. Unten angekommen beginnt man eine überraschend
einfache Traverserierung gegen den Tobelgrund, bis man erneut auf Schwierigkeiten
stösst. Zwei grasige Bänder leiten auf einen sehr exponierten Felsvorsprung.
Im oberen Band hängen zerstörte Drahtseile. 2m tiefer leitet ein
besser zu begehendes Band auf den gleichen Vorsprung; man benutzt mit Vorteil
das untere
Band. Jenseits gelangt man auf ein zunächst breites grasiges, dann sich
immer mehr verschmälerndes Band, das schliesslich zu einem Felsgesims
unter einem Überhang wird. Über Band und Gesims erreicht man vorsichtig
den Tobelgrund. Wenige Meter tiefer trifft man auf einen überraschend
guten Weg, der in Kürze nach Svall führt, vgl. aktuelle LK. (Negrina
- Svall, 1:30,
T6-)
Vom südlichsten Gebäude in Negrina (Ra Mota, ca 1120m) sticht
man genau südlich in den Wald hinein und trifft bald auf ein Trassee
mit alten Schnittspuren, das gegen Premestì führt. Wenig bevor
man die Ruine von Premestì erreicht, verschwindet es allmählich
im hohen Gras. Von der Ruine kann man weglos weiter nach Airòld (einfach)
oder In di Ari (Felsbänder,
etwas unübersichtlich) weitergehen. (Negrina - Premestì - Airòld,
2:30,
T4-).
Die Talstrasse vermeidend führt
auch ein Pfad entlang der orografisch linken Flanke der Schlucht der Lesgiüna.
Er beginnt in den Monti Lesgiüna, die von Ponte Lesgiüna oder von Sasso Cornone
erreicht werden, und führt in bescheidener Qualität durch hohe Vegetation
nach Pontirone Dorf. Für weiterführende Angaben zum Val Pontirone sei auf
die vorhandene Literatur hingewiesen.
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Airòld, Piz di Strega, 21.Oktober 2010 |
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